Wissenschaft erleben: Biologin Nina Schaller über Vogelstrauße, Bildung und Mut in der Forschung
Zum Internationalen Frauentag sprechen wir mit Biologin Nina Schaller, die nicht nur das Verhalten von Vogelstraußen erforscht hat, sondern heute junge Menschen für Naturwissenschaften begeistert. Ihr Weg führte sie von der Forschung zur Bildungsarbeit – mit einem klaren Ziel: Wissenschaft lebendig und zugänglich zu machen. Im Interview erzählt sie, was sie von Straußen gelernt hat, warum MINT-Projekte für Jugendliche so wichtig sind und weshalb es sich lohnt, als Frau in der Wissenschaft den eigenen Weg zu gehen.
Wie bist du denn zur Biologie gekommen?
Schon als Kind habe ich mich für die Natur begeistert. Alles, was draußen kreucht und fleucht, fand ich spannend. Ein Glücksfall war der Teich, den mein Vater angelegt hat – dort konnte ich mich schon als Kind stundenlang beschäftigen. Mein Großvater nahm mich auch oft mit in den Wald und erklärte mir die Vogelwelt. Mich fasziniert, wie alles in der Natur zusammenhängt – und wir Menschen mittendrin. Besonders interessiert mich die bewegte Biologie. Mit Pflanzen habe ich es nicht so, ich bin mehr tierisch drauf.
Was fasziniert dich an deinem Forschungsgebiet und der Biologie allgemein?
Mich begeistert vor allem, dass alles miteinander verbunden ist – vom Kleinsten bis zum Größten. Eine Zelle funktioniert wie eine Stadt, in der jeder eine Aufgabe hat und alles zusammenarbeitet. Dieser Mikro-Makro-Blick hilft uns, komplexe Zusammenhänge zu verstehen, sei es in einer Zelle oder einem Ökosystem wie einem Teich oder Wald – alles hängt zusammen. Besonders beeindruckt mich die Erkenntnis, dass auch wir Menschen Teil dieses großen Ganzen sind.
Woran hast du geforscht und an was arbeitest du aktuell?
In meiner Doktorarbeit habe ich erforscht, wie Vogelstrauße so lange und schnell rennen können. Dafür zog ich drei Straußenküken auf und sah sie nicht als Forschungsobjekte, sondern als Teammitglieder. Die Arbeit mit diesen beeindruckenden Tieren lehrte mich Demut – nicht nur, weil sie gefährlich sein können, sondern auch, weil es darum geht, mit einer anderen Lebensform zu kommunizieren.
Nach der Promotion plante ich eine Post-Doc-Stelle in Kanada, um zu erforschen, wie Strauße ihre befiederten Vorderarme als Lenkorgane nutzen – ein spannendes Thema, auch im Hinblick auf große Dinosaurier mit ähnlichen Strukturen. Parallel dazu organisierte ich ein Science Camp für Jugendliche, um Biologie durch praktisches Experimentieren erlebbar zu machen. Die Begeisterung war so groß, dass daraus die Tschira-Jugendakademie entstand. Heute sind wir eine etablierte Institution, die Jugendliche in Projekten rund um die Natur unterstützt.
Was können die Besucher:innen bei Explore Science in Mannheim an der Mitmachstation der Tschira-Jugendakademie erwarten?
An unserer Mitmachstation können die Besucher:innen dieses Jahr einen Mikrokosmos unter dem Mikroskop erkunden, handzahme Stabschrecken beobachten, in der Kunstgalerie der Neandertaler kreativ werden und eine Zeitreise durch die Erdgeschichte unternehmen. Zudem gibt es spannende Rätsel zu einheimischen Säugetieren und menschlichen Vorfahren, 3D-Einblicke in die Welt der Kleinstlebewesen und eine Untersuchung, welche Urzeittiere tatsächlich Dinosaurier waren. Es lohnt sich vorbeizukommen!
Warum engagierst du dich bei Explore Science?
Ohne mein großartiges Team wäre all das nicht möglich. Gemeinsam mit der Paläontologin Kristina Eck und unserem kanadischen Kollegen Rikk Villa gestalten wir die Tschira-Jugendakademie. Explore Science gibt uns die Möglichkeit, mit den Besucher:innen ins Gespräch zu kommen – und viele von ihnen kommen jedes Jahr wieder. Das zeigt, dass Explore Science eine feste Institution geworden ist, auf die sich die Menschen freuen.
Was motiviert dich bei deiner Arbeit?
Die Arbeit mit Jugendlichen und Kindern ist unglaublich erfüllend. In der Forschung war es großartig, Fachartikel zu veröffentlichen oder neue Erkenntnisse zu gewinnen. Doch genauso bereichernd ist es, Menschen für die Natur zu begeistern. Viele Jugendliche haben uns später erzählt, dass unsere Programme sie inspiriert haben – sei es für ihren Berufsweg oder einfach für einen neuen Blick auf die Natur. Diese Begeisterung weiterzugeben, ist das Schönste an meiner Arbeit.
Welchen Rat würdest du jungen Frauen in der Wissenschaft geben?
Geht euren Weg – ihr könnt das! Ja, es gibt manchmal Hindernisse, die männliche Kollegen nicht haben. Auch ich habe nicht nur positive Erfahrungen gemacht. Aber: Krönchen zurechtrücken und weitermachen! Wenn ihr überzeugt seid von dem, was ihr tut, dann schafft ihr das auch. Es ist nicht immer leicht, aber man wächst an seinen Aufgaben. Also los geht’s!
Das Interview führte Alisa Koch
Kontakt
Tel.: 06221 533 108
alisa.koch@klaus-tschira-stiftung.de
Klaus Tschira Stiftung gGmbH
Team Explore Science
Schloss-Wolfsbrunnenweg 33
69118 Heidelberg
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